...

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Deine Gebeete sind Algorithmen
Du legst den Sichelmond auf die Goldwaage.
Notierst die Grammzahlen.

Wie viel
Wiegt die Nacht
Wenn der Morgen graut?

So viel wie der Tanz, zirpt die Grille.
Du legst die Silbersichel auf die Waage bevor der Himmel sich vergoldet, vergeudest die Stunden mit Zahlenkritzelei,
Akribisch, diebisch reißt du mein Bühnenlicht vom Firmament.

So viel wie der Morgentau, surrt das Basilikum.
Du sortierst deine Daten,
Während sich meine Blätter unter neugeformten Tropfen gen Erde biegen,
Die mehr wiegen als Graphit auf Papier.

Mehr als du denkst, grollt die Eiche,
Meine Wurzeln kennen nur das Dunkel,
Und während du dich in Berechnung verstrickst
Inhalieren sie leise das Leben.

Mehr als mein Erwachen, lacht das Beet,
Du pfelgst mich auf Knien, ehrst mich altargleich,
Doch dienst du dem Rhythmus und nicht der Natur.

So viel wie der Tag, rauscht der Kies,
Nach Wärme folgt Kühle,
Die Lebensuhr lauscht uns bedacht.

Mehr als der Mond, klagt der Nordstern,
Bis es tagt weise ich dir den Weg.

So viel wie du willst, seufzt der Wind.

© Nachtschwärmer

• Author‘s note: don‘t forget to take time for yourself, no matter how many things you have to get done. Overworking doesn’t make it easier. And if you‘re lucky enough to have nature around you: let her heal you a bit. | Context: wrote this after losing my mind over maths when I was still at school